By Nicole Scheyerer
Wer in Russland öffentlich eine Quietschente zückt, kann Probleme bekommen. Schließlich gilt der Vogel seit den Wahlen 2018 als Protestsymbol gegen Wladimir Putin. Es geht also nicht um Niedlichkeit oder Kitsch, wenn der Künstler Gleb Amankulov ein gelbes Porzellan-Entchen in eine Wandarbeit integriert. Seine Kunst in der Galerie Commune legt Fährten zu politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen.
1988 in Minsk geboren, hat Amankulov dort und in Wien studiert und schon mehrere Auszeichnungen wie den Kunsthalle-Preis 2022 erhalten. In seinem ersten Galeriensolo gruppiert er gebrauchte Dinge wie alte Möbel, Stoffreste oder Felle mit Ziergegenständen zu Assemblagen. Der Clou: Nichts ist fix, alles wieder in Einzelteile zerlegbar. Dennoch wirkt Amankulovs Kunst nicht flüchtig, ganz im Gegenteil. Seine Installation „Display on Rent“, in der sich dunkle Lederbänder hinter Glas kräuseln, verströmt eine abgründige Aura. Ein Stück Spanplatte der Firma Kronospan darin spielt auf fragwürdige Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und dem diktatorisch regierten Belarus an. Durch die Schau sind Bezüge zu A1, Raiffeisen oder Kapsch zu finden, die dort Geld verdient haben. Amankulovs Objektwelt beweist aber auch ohne Beipackzettel Charakter.
October 24, 2024